Es kam langsam und nicht über Nacht und ich habe mir meinen Entschluss reiflich überlegt. Ich esse kein Fleisch mehr. Ich bin Vegetarierin. Nicht dass mir Fleisch nicht schmeckt. Aber ich LIEBE Tiere. Und die Vorstellung von toten Tieren, aber darauf möchte ich hier nicht näher eingehen, denn genau deswegen bin ich ja schließlich Vegetarierin geworden.
Meine Familie reagierte erstaunlich gelassen. Sie hat meine Entscheidung akzeptiert und nie ein gemeines Wort darüber verloren. Ganz im Gegenteil, sie zeigten Verständnis, jeder auf seine Art und Weise. Meine Mutter ist eine großartige Köchin und hat sich mittlerweile darauf eingestellt, statt Steaks für mich Tofu oder Soja-Bratlinge zum Gemüse zu braten. Nur mein Vater versucht noch ab und zu mit einem warmen, einfühlsamen „Probier doch mal ein Stückchen“ mir diesen für ihn unverzichtbaren Nahrungsbestandteil wieder nahe zu bringen. Er ist die Generation, die den Krieg noch erlebte, und weiß, was Hunger bedeutet, ich kann ihn verstehen.
Verstehen und Verständnis….. was mich (und vielleicht andere Vegetarier auch) unendlich nervt, ist dass ich mich ständig für meine Tierliebe rechtfertigen muss. Am Arbeitsplatz, am Abend mit Freunden, auf dem Sportplatz, bei Grillfest, beim Stadtbummel, beim Elternabend schlagen sie gnadenlos zu, die Fleischesser. Es geht immer gleich los: Waaaas, Du isst kein Fleisch? Das ist aber keine besorgte Frage, sondern ein Vorwurf. Bevorzugt vorgetragen in einer großen Runde anderer „Mitesser“, die man auf seiner (der richtigen!!) Seite weiß. Und dann gehen sie los, die Vorträge, gespickt mit Halbwissen. Und – leider – oft auch mit einem gewissen aggressiven Grund-Ton. Und wissen Sie, wie man sich dann fühlt? Wie ein Verbrecher auf der Anklagebank. Der Hunger – dahin. Und es ist sogar so, dass ich mich schäme, in meine gesunde Tofu-Wurst herzhaft zu beißen. Noch schlimmer sind die angeblich nett meinenden Appetitverderber, die dann in epischer Breite die Jäger-Geschichten des Ehemannes zum besten geben und detailreich berichten, welche Tiere dieser Held doch gestern wieder erlegt hat.
Copy paste, copy paste, immer wiederkehrend: „Du trägst doch auch Leder-Schuhe!“ Ja, soll ich barfuß durchs Leben gehen? Soll ich rumlaufen, wie die Familie Feuerstein? Ich liebe Style und bin eine gut angezogene Frau. Aber meine Tierliebe verbietet es mir Pelz zu tragen, obwohl ich Pelzmäntel wunderschön finde. Es ist eine Gewissensfrage, die ich für mich eindeutig beantworte.
Mein Alltag als Vegetarierin: Bioeier, delfinsicherer Thunfisch, Bio-Milch – und weil mein Sohn ohne Fleisch nicht leben will, kaufe ich die Steaks wenigstens beim Bio-Bauern. Wir essen Obst und Gemüse vom Bio-Supermarkt, wobei mich dort stört, dass der Natur-Trend nicht konsequenter durchgezogen wird, zum Beispiel ohne Plastik.
Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel bin ich über Interessantes und Verwirrendes gestossen, vielleicht kommt ihnen das bekannt vor. Es gibt mittlerweile wirklich unglaublich viele verschiedene Ernährungsformen. Da wären die Veganer, die nichts zu sich nehmen, was tierischen Ursprungs ist. Die Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch. Hier gibt es mittlerweile Untergruppen, wie OVO-Vegetarier (zusätzlicher Verzicht auf Milch) und den LACTO-Vegetarier (zusätzlicher Verzicht auf Ei). Die Frutarier möchten auch die Pflanzen schützen und ernähren sich vor allem von Fallobst, Nüssen oder Samen. Ich könnte mir vorstellen, was die meisten von Ihnen jetzt denken … so do I. Selbstverständlich respektiere ich auch diese Variante der Ernährung. Und dann gibt es schließlich Rohköstler, die, wie der Name schon sagt, Anhänger der veganen Ernährung sind. Doch erhitzen sie ihre Speisen nicht über 40 Grad, damit Vitamine und Enzyme erhalten bleiben. In diesem ganzen lateinischen Wirrwarr finde ich mich bei den Pescetariern wieder. Eine Ernährungsform, die einfach nur den Verzicht von Fleisch beinhaltet.
Stelle ich mich jetzt hin und sage künftig: „Ich bin Pescetarier?“Natürlich nicht, das wäre nur die nächste gewünschte Angriffsfläche. Was ich mir wünschen würde? Eine entspannte Haltung. Ich fühle mich gut, so wie ich mich ernähre und irgendwie auch ein Stückchen freier. Und Sie?
P.M.
Fotoquelle: Instagram
gibt es übrigens auch umgekehrt. Vegetarier, die einem erzählen, was für ein Ungeheuer man sei, weil man noch Fleisch esse. Gespickt mit einer gehörigen Portion Agressivität, gepaart mit der Überzeugung, sie seien die besseren Menschen..
Jeder soll machen, was er will. und man muß nicht immer alles thematisieren. „ich esse ab heute kein Fleisch mehr“. und? dann iß eben keins. no biggy.
Liebe Mary, Sie haben ja so recht, immer wenn eine Seite „ihre“ Sache zur Religion erhebt, wird es unentspannt….Danke für den Kommentar!
Liebe Annette,
Erst einmal möchte ich zum gelungenen Launch des Onlinemagazins gratulieren.
Ich sitze nun schon seit Stunden vor meinem IPad,lese die Texte und sauge die Bilder auf😍😂 Außerdem bin ich ein großer Fan deines Stils.
Ich kann dir nur zustimmen, das es jedem selbst überlassen sein sollte was, wie viel und welchen Ursprungs an Nahrung man zu sich nimmt😁
Natürlich verstehe ich, dass man aus Liebe zu Tieren auf Fleisch verzichten möchte.
Aber! Wenn man diese Argumentation anführt muss ich ganz ehrlich sagen dass ich kein Verständis dafür habe, wenn trotzdem Produkte aus Leder und vor allem Pelz,Fell und ein Fuchskragen getragen werden. Bitte verstehe mich nicht falsch, mir geht es nicht darum jemanden anzugreifen aber da hinkt in meinen Augen die Argumentation.
Dann muss man sich die Frage stellen, wo anfangen u wo aufhören u wo liegt der Unterschied ob man die Tiere verzehrt oder am Körper trägt?!
Dennoch ist dies eine Frage die es in meinen Augen immer geben wird u natürlich jeder für sich selbst entscheiden muss.
Trotzdem wollte ich mich dahingehend äußern.
Ich für meinen Teil muss mich dafür des Öfteren rechtfertigen dass ich oft kein Brot etc. essen möchte. Da heißt es gleich, na machst du einen neuen Ernährungstrend mit…
Viele liebe Grüße in hoher Anerkennung eurer Arbeit!
Katharina
Liebe Katharina, Danke fürs aufmerksame Lesen und für den großartigen, liebenswürdigen und äußerst motivierenden Kommentar, den ich gerne an das Team weiter leite!!!! Das mit dem Brot ist übrigens ein interessanter Hinweis, man denkt sofort an einen Diät-Grund, dabei ist Brot aus vielen Gründen nicht soooo gesund. Denke, ich lasse das mal recherchieren und einen Text dazu verfassen… Happy Weekened