Andreas Pilz ist staatlich geprüfter Florist, er hat eine abgeschlossene Gärtnerlehre, eine abgeschlossene Floristenlehre und besuchte danach noch die staatliche Fachschule für Blumenkunst in Weihenstephan. 10 Jahre grundsolide Ausbildung – zum Traumberuf.
Floristen sind Künstler, sie verstehen wie man Blumen zu wunderschönen, duftenden und sündig schnell vergänglichen Skulpturen formt. Floristen sind Superstars, genau wie Modeschöpfer oder Pop-Musiker treffen sie uns mit ihren Werken mitten ins Herz, sie erreichen unsere Seele.
Der Gott aller Floristen heißt Jeff Leatham, er hat nicht nur eine halbe Million Follower auf Instagram, und Freundinnen/Kundinnen wie Madonna, Cher, Céline Dion oder Tina Turner, sondern verantwortet auch die legendären Blumen-Installationen im Pariser Benchmark Hotel George V.
Von diesem Superstar ist Andreas Pilz garnicht so weit entfernt, die Architektur Bibel AD wählte den Wahl-Münchner jüngst zu den 20 besten Blumen-Stylisten der Welt.
Wir treffen den blonden Niederbayer an seiner Arbeitsstätte, „Flor und Decor“ im Münchner Luitpoldblock.
Glamometer: Schnittblumen oder lieber Zimmerpflanzen?
A.P.: Schnittblumen! Damit kann man die gesamte Atmosphäre eines Raums verändern. Dazu kommt, dass die meisten Pflanzen in normalen Wohnungen nicht funktionieren, weil sie eine andere Luftfeuchtigkeit oder Temperatur brauchen. Nur Palmen oder Farne können bei uns überleben.
Glamometer: Ihre besten Tipps, damit Schnittblumen länger halten?
A.P.: Die Vase muss sauber sein. Klinisch rein und frei von Bakterien und anderen Rückständen, denn das sind Blumenkiller. Die Blumen müssen frisch angeschnitten werden, aber nicht mit einer Papierschere, sondern mit einer scharfen Gartenschere. Jeden zweiten Tag muss das Wasser gewechselt werden, damit sich keine Bakterien ausbreiten. Und lassen Sie sich im Blumenladen unbedingt beraten, welche Wassertemperatur die Blumen brauchen, bei Tulpen beispielsweise muss das Wasser kalt sein, bei Sonnenblumen siedend heiß, damit sich die Eiweißmoleküle schließen.
Glamometer: Der ideale Herbststrauß?
A.P.: Alles in Rot-, Rost- oder Orange-Tönen. Jetzt ist Beerenzeit, ich empfehle Vogel- oder Himbeeren oder auch Hagebutten kombiniert mit natürlichen Herbstblättern und ein paar wenigen Blümchen – Dahlien oder Septemberkraut. Den Strauß stellen Sie in einen schicken Kupfer-Topf, der zu den Blumenfarben passt.
Glamometer: Gehen Blumen mit der Mode?
A.P.: Aber sicher! Nicht nur die Formen der Gebinde, auch die Farben und Farbzusammenstellungen unterliegen aktuellen Trends. In der Mode kombiniert man gerade Farben, die sich beißen. Das ist in der Floristik ebenso. Gelbe Nerinen mit lilafarbenen Anthulien, das wäre früher unmöglich gewesen. Aber früher fand man ja auch gestopfte Sträuße mit Blatt-Manschette attraktiv!
Glamometer: So wie die Lieblingsblumen der 60er Jahre – Nelken!
A.P.: Sie werden lachen, die kommen wieder. Die Züchtung hat sich unglaublich weiter entwickelt, es gibt mittlerweile über 500 Nelkensorten in über 100 Farben, es ist phantastisch. Wir arbeiten eng mit internationalen Modefirmen zusammen, da werden die Nelkenfarben exakt auf den Farbton der jeweiligen Kollektion abgestimmt.
Glamometer: Warum soll man beim Floristen ein Vermögen ausgeben, im Supermarkt gibt’s doch auch Blumen?
A.P.: Eine Rose kostet bei uns 3,50 Euro, im Supermarkt gibt es 8 Rosen für 2 Euro 99. Da weiß ich allerdings nicht, wie frisch die sind und welche Hungerlöhne die Pflückerinnen in Kolumbien erhalten. Bei uns ist alles Fair Trade. Aber davon abgesehen gibt es im Supermarkt auch nur Standardsorten. Floristen haben eine ganz andere Auswahl. Blumen sind etwas Sinnliches, sie sind Luxus und Verschwendung, keine Vernuftssache. Ich kaufe mir lieber nur EINE Blume, aber eine gigantische schön Blume, ein Deco-Objekt, eine duftende Sensation!
Unten: Blumen Dekoration von Flor und Decor, München
Fotoquelle: Instagram