Das Bingin Beach ist der hipste Suferstrand auf Bali, hier schaut sich auch Leonardo di Cabrio den Sonnenuntergang an. Romantik liegt in der warmen Abendluft. Es mangelt auch nicht an gut aussehenden Typen, aber…. die sind mit ihren Surfbrettern beschäftigt und ich habe in 32 Jahren auch noch nie einen Mann angesprochen.
Dafür gibt es gute Gründe. Meine Erziehung mit dem Credo: Stolz. Meine Mutter hat mir beigebracht, Du sprichst keinen Mann an, Du schreibst keinen Mann an, eine Frau muss erobert werden. Ehrlicherweise war das bisher auch nie ein Problem, denn ich sehe ziemlich gut aus, bin groß, schlank und habe einen illustren Freundeskreis. Daheim in München.
Hier in Bali aber bin ich alleine am Strand – mit meiner besten Freundin. Gerade als die Sonne im Meer versinkt und ich den zweiten Gin Tonic bringe, schaut sie gedankenverloren ins Meer und sagt: jetzt schaun ‚ wir uns mal diese neue App an.
Es geht um Bumble, eine neue Dating App, von der meine amerikanischen Freundinnen Wunderdinge erzählen.
Ich glaubte nie an Liebe ihm Internet. Ich bin ein Kind der 80er Jahre. Ich glaube – dank Walt Disney – an das Ideal der schicksalhaften Begegnung und der romantischen Fügung, ich hoffe auf den Traumprinzen. Wer hört nicht gerne die Geschichte von George Clooney, der seine Amal bei einem Dinner im Freundeskreis kennen lernte, sie ansah und sofort wußte: diese Frau heirate ich.
Bumble also. Gelber Bienenstock auf weißem Grund. Ich traue mich. Und rüste mich für das Schlimmste. Langsam öffnet sich die App, tada, das erste Profil. Ich bin überrascht. Es ist ein Foto von Tom, 34, Start-up Unternehmer aus New York. Über seine Company, ein Schlaf Tracker, habe ich kürzlich im Branchenmagazin „Fast Company“ gelesen, denn sie ist mit 500 Millionen Dollar bewertet. Links nein, rechts ja, ich entscheide mich für rechts. Wer würde da schon nein sagen?!
Es geht soooo einfach. Ich wische, neudeutsch „swipe “ durch die Profile von Surferjungs, internationalen Bankern auf Ferienbesuch, sogar einen Hawaianischen Imker treffe ich hier. Ich swipe weiter, bis plötzlich ER kommt. Francois, 30 Jahre alt, Franzose, Architekt und unfassbar gut aussehend. So gut, dass ich fast an der Echtheit des Profils zweifle. Aber es ist echt.
Das Besondere bei Bumble – nur die Frau kann den Typen „ansprechen“. Ich als Frau kann mir also überlegen, den Mann, der MICH gut findet, zu akzeptieren oder nicht. Fluch und Segen, man muß sich überwinden den ersten Schritt zu machen, ist aber von ekelhaften Porno-Mails und schmierigen Flirt Sprüchen sicher.
Nach einem kurzen Chat verabreden wir uns für einen Drink im Szene Club La Favela. Ich denke mir, hier kannst Du zur Not auch einen polnischen machen, wenn der Typ schlimm ist und meine Freundin ist ja auch noch dabei.
12.30 Uhr, das Handy macht ping, ich bekomme eine Nachricht von Francois: „Wo bist Du, ich stehe draußen“. Ich nehme einen tiefen Schluck Gin Tonic, gehe in den Außenbereich des Clubs….und das steht mein Disney Moment. Prince Charming in Form eines französischen Architekten. Und auch wenn es unglaubwürdig klingt: er sah tatsächlich noch besser aus als auf den Fotos.
Drei Stunden Konversation vergehen wie 5 Minuten, ob Hedi Slimane oder Elon Musk, Francois hat zu allen Themengebieten, ob Mode, Technik oder Weltanschauung etwas kluges zu sagen. So einen Typen habe ich in zwei Jahren Singledasein in besten Freundeskreisen nicht kennen gelernt.
Fünf Stunden später sitzen wir am Privatstrand meines Hotels, hören französischen Elektro aus dem iPhone und trinken Bier aus der Dose. Francois schaut mich an und sagt: ich hätte niemals gedacht, dass ich jemand wie Dich auf einer Dating App kennen lerne. Ich muss lachen und erwidere das gleiche. Der Moment ist surreal. Denn da habe ich tatsächlich besagten Disney Moment, von dem ich geglaubt habe, dass man ihn garantiert nicht auf einer Dating App findet.
Um es kurz zu machen, die nächsten vier Tage waren die schönsten meines Lebens. Aber es war uns auch klar, dass ein mögliche Beziehung zwischen München und Sidney, wo er tatsächlich arbeitete, quasi unmöglich werden würde. Unser Abschied war tränenreich – für mich – und ich befürchtete, ihn nie wieder zu sehen. Doch als ich ankam, war schon eine Nachricht auf meinem Telefon. Gut angekommen?
Das ganze ist jetzt drei Monate her. Trotz der gesalzenen Zeitverschiebung schaffen wir es, jeden Tag mindestens zwei mal miteinander zu chatten. Wohin das führt? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass man manchmal seinem Glück einfach auf die Sprünge helfen muß. In einem Zeitalter, in dem man alles online regelt, vom Bankgeschäft bis zum Schuhkauf, warum soll es da seltsam sein, seine große Liebe im Netz kennen zu lernen?
Fotoquelle: Instagram
Gibt es die 32-Jährige Frau aus München wirklich? Oder ist die Geschichte erfunden?
Liebe Frau Schink, wir erfinden keine Geschichten. Alle „Geschichten“ sind wahr und haben echte Urheber. Die junge Frau arbeitet ganz in meiner nächsten Nähe und schreibt auch bald die Fortsetzung dieser außergewöhnlichen Liebesgeschichte!! Wir hoffen nämlich, dass die Wiesn ein Grund ist, extra einzufliegen…. Lieben Gruß Annette Weber