Das Frühstücks Buffet im Pariser Luxushotel Plaza Athenee ist legendär, auf dem weiß gedeckten Tisch steht die Patisserie mit den duftenden Pain au Raisins, Pain au Chocolats, den Mini-Croissants, den Brioches und den kleinen Zimt-Gugelhupfen und Apfelbällchen. Kleine Schalen mit roten Beeren zieren den Tisch sowie blank geputztes Tafelsilber von Puiforcat. Soeben serviert der livrierte Kellner vier mal Omelette – die Geschmäcker sind gleich.
Garnicht gleich ist die Herkunft der fröhlichen Frühstücksrunde. Glamometer Editrix Viky Rader aus Kiew, Han Yong aus Seoul, Eun Ae aus Toronto und ich – aus München, Deutschland. Drei Kontinente, zwei Generationen, ein Thema: Mode.
Wobei, es geht nicht nur um Mode. Es geht um Lebenskonzepte junger Frauen, die weltweit ähnlich sind.
Eun Ae und ich trafen uns…im Internet. Wir entdeckten gegenseitig unsere Profile auf Instagram. Ein schneller Like, ein kleiner Kommentar, cool Style, was man halt so schreibt, wenn man online kurz durch die Feeds der anderen surft. Aber mit de_yeg_style war es von Anfang an anders. Es war, als würde man sich ewig und gut kennen. Wir interessierten uns für einander. Ihr Feed war schick und luxuriös, mir gefiel jeder Beitrag außerordentlich gut und ihr ging es genau so. Am Stil eines Menschen kann man so viel ablesen. Eigentlich alles. Charakter, Humor, Herz und Hirn. Wir kamen ins chatten. Lange und lustig. Ich muss jetzt raus aus den Federn schrieb ich, den Kindern Frühstück machen. Sie antwortete, sie geht jetzt zu Bett, es sei ja schon mitten in der Nacht. Wo lebst Du denn, fragte ich, sie schrieb mir: Kanada.
Kanada und ich korrespondierten häufig, manchmal mit kurzen Kommentaren unter den Instagram Posts, machmal etwas länger bei der Instagram „Direct Message“ Funktion. Ich wußte, dass sie Hausfrau ist, sie wußte, dass ich mich gerade mit unserem Glamometer Projekt selbständig gemacht hatte. Und so fragte sie, ob wir zu den zu den Schauen nach Mailand reisen würden. Klar, komm doch auch, mal sehen, vielleicht, ich muß mal schauen, na komm schon, es ist so schön in Italien, das Eis bei Bastianello und die Nudeln im Bice….
Kanada hatte Termine, aber sie kam nach Paris. Ganz spontan. Einfach so. Wir telefonierten, ich hörte zum ersten Mal ihre Stimme. Aber es war wie mit einer alten Freundin, easy, fröhlich, entspannt.
Und dann stehen wir voreinander in der Lobby vom Plaza Athenee und tragen…..beide eine Kaschmir-Culotte, einen schlichten Rollkragen Pullover und Sandaletten. Als hätten wir uns abgesprochen!
Eu Wong hat einen Freund mitgebracht, er ist ein berühmter Fotograf aus Seoul, an meiner Seite ist Viky, meine Geschäftspartnern. Und dann …. erzählen wir uns stundenlang aus unserem Leben, so als würde man alte Freunde nach Jahren wieder treffen.
Eun Ae ist Koreanerin und war Power Brokerin in Seoul, ein ultrastressiger 24/7 Job mit vier Monitoren und drei mobilen Telefonen, die rund um die Uhr Nachrichtenfeeds sendeten. Ich hatte null Work Life Balance, erzählt sie, in Korea wird wirklich immer gearbeitet. Sie traf ihre große Liebe – und stellte sich wie viele andere junge Frauen in Führungspositionen weltweit auch die entscheidende Frage: heiraten und Privatleben oder Job? Nein, dazwischen gibt es nichts, was einer hochintelligenten jungen Frau Anfang Dreißig gut genug wäre. Sie entschied sich für die Liebe, ging mit ihrem Mann nach Toronto und nahm sich ein Jahr Auszeit. Sie lernte die Sprache, die Menschen und deren Mentalität kennen, sie fühlt sich dort jetzt daheim. Kinder sind in Planung.
Die Parallelen zu Viky Rader sind groß. Auch sie kam der Liebe wegen nach Deutschland und mußte sich fern der Heimat eine neue schaffen. Auch Viky musste sich zurecht finden, die Sprache lernen, die Verhaltenscodes, die Etikette, die Gepflogenheiten. Sie weiß, wie schwierig das alles manchmal ist, wenn das Heimweh kommt und nicht alles nach Plan läuft.
Und noch eine Gemeinsamkeit: genau wie Viktoria entschloß sich Eun Ae keine Hausfrau zu bleiben, die aus Hobby einen Instagram Feed führt. Sie designt seit kurzem eine kleine und sehr schicke Mode-Kollektion, traumhafte Trenchcoats, Hosen, ein Schal, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Klassisch, clean, ultra sophisticated. Made to Order für eine luxusaffine Nischen-Kundin. Selbst hier, in der Modehauptstadt Paris, fällt die zierliche Eun Ae mit ihrem außergewöhnlich stilvollen Look ins Auge.
Spaß an der Arbeit ist mir heute wichtiger, als viel Geld zu verdienen, sagt sie. Ich möchte nur noch mit Menschen arbeiten, die ich mag, erzählt sie. Und schließlich: wir Frauen müssen viel mehr zusammen halten und uns unterstützen statt uns gegenseitig sich das Leben schwer zu machen. Das alles kann ich, die Autorin dieser Zeilen, genau so unterschreiben.
Wir verbringen einen herrlichen, anregenden, interessanten und lustigen Tag zusammen in Paris. Han Yong, der berühmte Koreanische Fotograf, schießt lustige Schnappschüsse von uns, wir bummeln über die Avenue Montaigne, die Sonne scheint. Wir verabreden uns für Dezember in München. Christkindl Atmosphäre schnuppern. Die Welt ist groß und doch so nah.
Was ich gelernt habe aus dieser wundervollen Begegnung? Dass das Internet das Tor zur Welt ist und es sich lohnt, hindurch zu schreiten. Keine Angst vor irgendwas, man kann nur gewinnen!
Fotoquelle: Instagram
Das unterschreibe ich. Durch das Netz ist die Welt etwas näher zusammengerückt. Eine positive Eigenschaft des WWW.
Danke für den Kommentar liebe Ania, es gibt immer soviel Negatives über die „Gefahr“ Globalisierung, deshalb war es uns eine doppelte Freude, auch mal etwas Nettes zu schreiben. Lieben Gruß Annette
Was für ein wunderbarer Artikel!! Der Schreibstil von Ihnen Frau Weber ist wirklich einmalig.
Danke, das freut uns!!!
sooo WAHR! Toller Artikel 🙂
xo Tanja
http://www.tanjabock.com
Danke!!!! Und Kanada kommt nach Deutschland und dann berichten wir, wie es weiter geht!!!
Bin jetzt schon sehr gespannt auf die Fortsetzung….wirklich super geschrieben, unterhaltsam und doch auch lehrreich!
Alles Liebe und macht weiter so!
Doris
Liebe Doris, Danke für den netten Kommentar. Eun ae geht es (mittlerweile wieder) ganz gut, sie hatte zwischendrin ein bißchen zuviel um die Ohren, ein Hörsturz, das kennen wir Frauen in Deutschland ja auch ganz gut. Aber jetzt arbeitet sie wieder an ihrer Kollektion, ein Treffen in Berlin hat nicht geklappt, aber wir versuchen Paris im Herbst. Keep you posted! Frohe Ostern, Annette