Oben: Vanessa Losch mit Tochter Camilla, 6, im Glamometer Büro, nicht zu sehen: Sohn William, der schläft…
Familie?! Nein, jetzt kommt NICHT diese mühsame Story von diesen Supermüttern, die sieben Kinder haben und täglich Sex und außerdem noch Millionen verdienen und den Kindern die Apfelschnittchen selbst….blabla, nein, das kann man nicht mehr hören, weil es ja auch nicht stimmt.
In einem großen Beitrag für das Wirtschaftsmagazin BILANZ habe ich schon darauf hin gewiesen, dass die Emanzipation, diese wunderbare „Erfindung“ der 70er Jahre, aus der das Lied „Das bißchen Haushalt“ stammt, auch dazu geführt hat, dass sich junge Frauen quasi genötigt fühlen Kinder zu bekommen UND zu arbeiten. Kinder UND Karriere, das klingt natürlich toll, aber wer auf der Strecke bleibt…. das wissen jetzt viele unserer Leser, ich weiß es auch, denn ich bin eine berufstätige Mutter.
Um so schöner ist es, wenn man junge Mütter trifft, die das Modell „verrückte Familie“ leben, die Kinder, Karriere, Haushalt und Ehe mit Humor und strategischer Weitsicht unter einen Hut bringen.
Eine von diesen Müttern ist Vanessa Losch, Besitzerin der Kommunikation Agentur V.Communication mit Sitz in München und Berlin. Ihr Ehemann ist Unternehmer, die drei Kinder Cosima, 7, Camilla, 6 und William, 17 Monate, gehen in die Grundschule bzw. in die Kita. Das „Interview“ ergab sich spontan am Freitag vormittag, als wir eigentlich eine Kooperation besprechen wollten aber uneigentlich zwei Kinder wegen Schulferien dabei waren…..
Glamometer:
Du warst gerade drei Tage in Deinem Office in Berlin, die Kindern blieben alleine in München. Schlechtes Gewissen?
Vanessa Losch:
Der klassische Selbstvorwurf, mein Kind missrät, weil ich, die Mutter, zuviel unterwegs bin. Alle berufstätigen Mütter kennen diese schweren Gedanken. Ich ja auch. Aber ich habe mir eine gewisse Leichtigkeit in dieser Frage auferlegt. Ich nehme nicht mehr alles so ernst und ich sehe nicht mehr so schwarz. Ich habe Vertrauen in meine Kinder – und vor allem in meinem Mann und unser AuPair Mädchen, die auf die Kinder aufpassen, wenn ich auf reisen bin. Mein Rat an berufstätige Mütter: Fünf gerade sein lassen, es wird schon schief gehen. Und Vertrauen in die Kinder.
Glamometer:
Vertrauen? In Schulkinder? Ist das nicht zu früh?
Vanessa Losch:
Ich erziehe meine Kinder zu größtmöglicher Selbständigkeit. Sie sollen sich selbst anziehen, von alleine Hausaufgaben machen usw. Das ist garnicht einfach. Man ist ja immer in Eile und hat Stress und wenig Geduld zu warten, bis die Dreijährige jetzt den Mantel angezogen hat. Wir tendieren dazu, unsere Kindern nichts machen zu lassen und nehmen ihnen alles ab. Weil es schneller geht. Das führt aber zu unselbständigen Kindern! Kindern muss man Zeit geben, das spart dann irgendwann Zeit!
Glamometer:
Wie bringst Du Kinder, Karriere, Ehe und Haushalt unter einen Hut?
Vanessa Losch:
Ich schreibe jeden Sonntag einen generalstabsmäßigen Organisationsplan für die kommende Woche mit Abholzeiten von Schule und Kita für jedes Kind, Freizeitaktivitäten wie Reiten und Tennis, sogar welche Wäsche an welchem Tag gewaschen wird. Dieser Super-Plan hält leider meist nur bis Montag Mittag, weil es dann doch wieder länger wird im Büro oder ein Kind sich beim Sport verletzt, aber das wichtige ist, dass schon mal eine gewisse Struktur drin ist. Man vergisst nichts, hat alles im Blick. Und ich habe auch immer ein Backup. Wenn mein Mann kurzfristig ausfällt und die Kinder nicht zur Schule bringen kann, dann erledigt das unser AuPair. Oder ich. Ich sehe immer wieder, wie junge Kolleginnen ins Straucheln geraten, weil ihnen was dazwischen kommt und sie keinen Notfallplan haben.
Glamometer:
Und die Ehe?
Vanessa Losch:
Emanzipation hin, Emanzipation her, es gibt Dinge, die sollten Frauen erledigen und nicht den Männern aufbürden. Mein Mann ist ein großartiger Vater und holt auch mal die Kinder von der Schule ab – aber eigentlich sind die Kinder meine Verantwortung. Mein Mann ist mein Lebens- und Business-Coach, wir verreisen einmal im Jahr zu zweit, ohne die Kinder, denn auch wenn man Eltern ist, darf man sich als Paar nicht aufgeben. Dazu gehören auch liebevolle Rituale, wie unser Samstags Brunch, da bekommt mein Mann Rührei und Lachs, das lieben wir beide. Und wir gehen auch ab und zu mal aus, zum essen oder ins Kino. Aber nicht verkrampft, so a la Donnerstag haben wir unser festes Rendez-vous. Wir machen das spontan. Denn wir haben ja ein Kindermädchen. Unser Luxus ist unser AuPair. Es gibt Familien, die leisten sich ein großes Auto, wir leisten uns ein AuPair.
Glamometer:
Habt ihr auch als Familie feste Rituale?
Vanessa Losch:
Ja klar, das ist ganz wichtig. Ausgiebige Frühstücke am Wochenende. Und täglich gemeinsames Abendessen. Alle Fünf zusammen. Religiös. Ich arbeite etwa 60 Stunden pro Woche, aber unser gemeinsamen Abendessen ist heilig. Danach setzte ich mich wieder an den Computer und arbeite. Und im Winter fahren wir jedes Wochenende zusammen nach Kitzbühel zum Skifahren. Unser Familienausflug.
Glamometer:
Und wo bleibt die Zeit für Dich?
Vanessa Losch:
Ganz klar, ich stecke zurück. Ich investiere viel mehr Zeit in meinen Job als mir lieb ist, aber das wird sich eines Tages auszahlen und ich werde dann mehr Zeit für mich haben. Aber ich geniesse die private Zeit mit meinem Mann und den Kindern sehr, es ist immer heiter und unbeschwert. Es ist Quality Time.
Glamometer:
Der Wichtigste Rat an berufstätige Mütter?
Vanessa Losch:
Nein sagen lernen! Das Geschäftliche nicht zu wichtig nehmen. Die private Zeit geniessen. Und Freunde suchen, die nicht sauer sind, wenn man sich mal 2 Monate nicht meldet. Ich habe meine Freundinnen noch aus der Kinderzeit, wir kennen uns 30 Jahre. Wir sind immer für einander da. Ich kann reden, wenn es Probleme gibt und sie sind da – auch wenn man nicht täglich telefoniert. Es ist so wichtig, dass man einen stabilen Freundeskreis hat!
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