Noch eine Society-Lady, die aus Langeweile auf Designerin macht – das dachten viele über Eva Blum, die schöne Rheinländerin mit Wohnsitz München, als sie ihr Taschen-Label ‚Blumbag‘ vor 3 Jahren gründete. Mittlerweile ist ihre junge Luxus-Marke durch elegante Trunkshows und geschickte Social Media Präsenz eine Art Geheimfavorit schicker Frauen geworden und seit letzen Jahr auch profitabel.
Keine Bank der Welt hätte Eva Blum ihre Unternehmensgründung finanziert – utopisch, hätte es geheißen, zuviel Ware im Markt, wer braucht noch Taschen, die auch noch so teuer sind und nicht mal ein dickes Label darauf haben? Aber genau DAS ist der USP von Blumbag, die Clutches, Shopper und Crossbodies sind komplett Low Key, unglaublich schick, aber understated, erkennbar luxuriös – aber erst auf den zweiten Blick. „Es gibt viele Frauen, die unabhängig im Kopf sind, die sich nicht mit einem Label identifizieren möchten. Die kaufen eine Tasche für SICH und nicht für andere, aus Imge-Gründen.“
Glamometer traf die Unternehmerin in München zum Gespräch
Glamometer: Wie kommt man auf die Idee Hermès Konkurrenz machen zu wollen?
Eva Blum (lacht): Meine Mutter hat eine Sammlung wundervoller Kelly- und Birkin-Bags, ich bin mit luxuriösen Taschen aufgewachsen und dachte mir, die sind toll, aber ich würde die eben gerne etwas preisgünstiger anbieten. Ich hatte, wie viele Frauen, immer ein Faible für Taschen. Mein erster Job war bei Campari, da war ich aber nicht glücklich und dachte mir, wenn nicht jetzt, wann gründe ich denn dann mein eigenes Label!
Glamometer: Blumbag ist komplett eigenfinanziert…
Eva Blum: Never depend on anyone or anything! Ich habe Unternehmensgründung studiert, arbeitete in Mailand wie gesagt bei Campari und erkannte dort, wie wichtig es ist, dass man Entscheidungen selbst treffen kann und nicht erst langwierig absprechen muss. Ich dachte, ich hätte Berufserfahrung und kenne mich aus. Von wegen! Was mir in den ersten beiden Jahren passiert ist….
Glamometer: ….was denn?
Eva Blum: Zum Beispiel, dass ein Handschlag nichts mehr gilt. Man muss alles schriftlich machen. Das war eine bittere und teuere Erfahrung. Wenn man ein Unternehmen gründet, braucht man gute Anwälte, Buchhalter und Steuerberater. So beauftragte ich eine Firma mit der Entwicklung einer bestimmten Software, hatte das Honorar aber nur mündlich vereinbart. Plötzlich wollten die aber wesentlich mehr Geld, die dachten, die könnten mich übers Ohr hauen, weil ich keine Erfahrung habe – und keine Alternative. Tja, und nach einigen schlaflosen Nächten startete ich ein Fundraising im Freundeskreis und fand eine Web-Entwicklerin in Hongkong, mit der ich bis jetzt vertrauensvoll zusammen arbeite.
Glamometer: …wir kennen diese Pannen….
Eva Blum: …dann hattet ihr sicher auch mit diesem Neid-Ding zu kämpfen. Am Anfang wurde ich belächelt, später beschimpft in den sozialen Netzwerken, es war richtiges Mobbing mit häßlichen Kommentaren. Das hat mir wirklich etwas ausgemacht. Ich musste lernen, damit um zugehen. Leider.
Glamometer: Was war Ihr allererster Schritt Richtung Blumbag, der Auslöser für die Entscheidung den sicheren Job im Konzern für eine unsichere Zukunft zu opfern?
Eva Blum: Ich hatte nichts zu verlieren und gerade ein bißchen Geld mit Aktienverkäufen verdient. Zu gründen hat mich gereizt. Ich habe also meinen Job gekündigt und bin zu den ganzen Ledermessen gereist und danach suchte ich nach dem geeigneten Produzenten. Bei einer Produktion hinter Florenz musste ich mein Handy abgeben. Zur Sicherheit, damit nichts kopiert wird. Da wußte ich, das ist ein großer Fisch. Ja, und genau DORT werden jetzt meine Taschen gefertigt. Zusammen mit….aber ich kann da eben keine Namen nennen!
Glamometer: Haben die Produzenten Sie überhaupt ernst genommen? Eine Frau ohne jegliche Erfahrung?
Eva Blum: Natürlich nicht. Ich war die Tedesca Bionda, und das erste private Label dass sie aufnahmen. Meine erste Charge waren 400 Taschen, die unterste mögliche Stückzahl, aber für mich schon ein riesige Menge. Ich habe diese große Menge dann aufgeteilt in 100 Pochettes, 100 Business-Taschen usw., ich hatte meine vier Taschenmodelle detalliert gezeichnet und exakte Briefings gemacht. Vor Ort wurden 10 feste Mitarbeiter für mich abgegriffen. Dann fing es an. Inzwischen kennen sie mich und schätzen, dass ich sehr gut organisiert bin. Einmal die Woche fahre ich 1200 km über den Brenner dorthin, mein Gebirgsschweißhund Georg kommt mit und manchmal auch mein Mann. Wir übernachten in einem süßen Hotel für 50 Euro die Nacht und Pasta und Vino kosten 5 Euro! Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen, ich fühle mich so privilegiert!
Glamometer: Blumbag ist ein Luxus-Produkt…
Eva Blum: Das schönste Leder, die schönsten Beschläge, innen mit Wildleder gefüttert! Ich achte auf Verarbeitung, Blumbag ist „Handcraftet“ in Italien und meine Taschen sind praktikabel, haben viele Griffe und alle sind abnehmbar. Diese Qualität signiere ich mit meinem Namen. Das ist der Anspruch an mich selbst.
Glamometer: Qualität hat ihren Preis….
Eva Blum: Unsere kleine Pochette kostet 295 Euro, die Business-Tasche ab 500 Euro. Es gibt 20 Farben, die man toll kombinieren kann, die zu vielem passen.
Glamometer: Ihr Vertriebskonzept ist ausgefallen und mutig
Eva Blum: Im ersten Jahr war ich Klinkenputzen, machte hunderte Termine. Im Handel ist zu viel Masse und die Taschenabteilungen sind oft unemotional. Wenn man klein ist, muß man Komissionsware liefern. Und dann mußte ich einem Komissionskunden 5 Monate hinterher laufen und bekam mein Geld nicht, das hätte mich fast gekillt. Heute veranstalte ich Trunkshows in allen großen Städten, Zürich, Mailand, Hamburg, Wien, Düsseldorf, der Fokus war bisher Deutschland. Aber jetzt gehe ich international.
Glamometer: Was würden sie einem jungen Modedesigner heute raten, was braucht man für den Job?
Eva Blum: Durchhaltevermögen, Geduld, keine Selbstzweifel und: nicht zu träumen aufhören!
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