Wer im Mode-Business arbeitet, ist ständig unterwegs – zu Lunch-Dates, Abendessen, Showroom-Terminen, Interviews, Filmvorführungen, Gala-Events, Konferenzen,Tagungen, Werksbesichtigungen oder Produkt-Vorstellungen. Oft hintereinander. Viele Stunden sitzt man im Flugzeug und verbringt Zeit auf Achse. Ich weiß also, wovon ich spreche, wenn ich über sinnvolles Packen und angenehmes Reisen berichte.
(Ein persönlicher Exkurs: Mein einschneidendes Travel-Erlebnis hatte ich 9/11. Am 11. September, 2001. Ich saß im Flieger nach New York, hoch elegant schon für die Donna Karan Show gestylt, als eine Stunde vor Landung die Twin Towers in New York einstürzten. Unser Pilot informierte uns Passagiere über „terroristische Aktivitäten“ und notlandete in Kanada – wo wir eine Woche in einem stillgelegten Armee-Camp mit 2000 anderen Passagieren interniert wurden. Kanadische Wildnis statt Donna Karan Show. Der Anschlag war für alle Menschen rund um den Globus ein traumatisches Erlebnis, die Welt geriet aus dem Fugen – und ich saß in Kanada in einem überkandidelten Kostüm mit Highheels, es war absurd. Was ich daraus in Sachen „Travel“ gelernt habe: in Grenzsituationen braucht man Kleidung, vor allem aber Schuhe in denen man auch länger laufen kann. Seitdem lasse ich Riemchen-Sandaletten oder Chiffon-Tops daheim und steige selbst in die First Class nur in flachen Schuhen.)
Welcher Koffer?
Ich besitze ein Arsenal an Koffern, kleine schicke für Kurztrips und große praktische für die Fashion Weeks. Ich mag Stoff-Koffer viel lieber als Hartschalen, weil man die besser stopfen und dehnen kann. In einen Stoffkoffer passt immer noch ein Bikini, ein Sweatshirt oder die Sonnencreme. Der Hartschalenkoffer blockiert, wenn er zu voll ist, dann geht garnichts mehr.
Auch hierzu eine Anekdote: ich war mit meiner Freundin zum Sonne tanken…und shoppen….in Dubai, und der Programmpunkt „Shoppen“ geriert etwas außer Kontrolle. Als wir unsere Koffer packten ging nichts mehr. Wir setzen uns zu zweit auf die Koffer, wir trampelten darauf rum…alles auspacken, neu packen…die Zeit wurde knapp…schließlich half uns der „Gepächservice“ im Hotel – er organisierte eine zusätzliche Reisetasche. Seitdem benutze ich wieder Stoffkoffer, auch wenn die nicht so stylish aussehen.
All meine Koffer sind „customized“, mit meinen Initialen oder kleinen Graffitis besprüht, damit ich sie nicht verwechsele, was mir schon mal passiert ist. Die gleiche schwarze Reisetasche von Prada, gefüllt mit: Männerkleidung! Gottseidank war eine Visitenkarte drin, der Irrtum ließ sich schnell klären. Seither steckt in jedem MEINER Koffer auch ein kleines Etui mit meinem Kontakt.
Meine Garderobe ist mir teuer und ich möchte sie lange unversehrt tragen. Denn Reisen strapaziert Kleidung. Deswegen sind auf Reisen ein paar Extra-Verpackungen nötig.
- Wäsche, Socken, Shirts, Strümpfe kommen in getrennte Beutel-Taschen, dann ist am Zielort kein Chaos im Koffer. Profis rollen solche kleine Dinge, dann nehmen sie keinen Platz weg und knittern nicht.
- Pullover packe ich religiös in Seidenpapier. Ich liebe Seidenpapier, weil nichts knittert. Es ist ein echtes Wundermittel!
- Hosen, Röcke, Cocktailkleider und Mäntel verstaue ich im Kleidersack. Auch das ist praktisch, weil man erstens schnell ausgepackt hat und zweitens nichts knittert.
- Schuhe müssen erst auf Spanner, sonst verlieren sie die Form und dann in den Schuh-Sack
- Taschen stapele ich ineinander, damit sie nicht zerdrückt werden – dann ab in die Dust-Bag.
Was kommt IMMER mit?
Immer – auch wenn der Event oder der Urlaub noch so entspannt erscheint – habe ich ein glamouröses Top, eine luxuriöse Schmuckstück-Clutch und extravagante Highheels im Gepäck. Man weiß nie, welche spontanen Einladungen kommen und so ist man gewappnet.
Und: Webseiten lesen oder Reiseberichte ckecken, damit man wenigstens ungefähr weiß, was einem am Zielort erwartet – auch modisch!
Schuhe nehmen Platz weg, packen Sie nur solche ein, die zu vielen Outfits passen. Verzichten Sie auf Looks, die ein eigenes Paar Schuhe brauchen. Und: auch wenn es kein Wander-Urlaub ist: bequeme Schuhe mitnehmen!
Da die Füße auf Reisen schwellen, rate ich von spitzen Schuhen oder engen Boots im Flugzeug ab. Ich trage Loafer oder Turnschuhe von Prada oder Gucci, die sind bequem UND stylisch.
Mein liebster Urlaubs-Styling-Trick: Modeschmuck. Motzt auf, braucht keinen Platz und Diebstahl ist auch egal.
Im Flugzeug trage ich Jeans mit hohem Stretch-Anteil, die sind bequem und knittern nicht – auch auf Langstrecken. Dazu ein schicker Cashmere-Pullover und eine Cashmere-Stola zum Kuscheln, Schlafen und Zudecken. Das ist gemütlich und sieht edel aus.
Status-Taschen und Luxus-Gepäck bringen beim Einchecken die Chance auf ein Upgrade. Zumindest wird man First Class behandelt. Das habe ich immer geschrieben – aber das stimmt nicht. Im Gegenteil: Es wurde in unserer Clique schon ein Running Gag, wie wir Frauen am Check-in gedisst wurden, weil wir offensichtlich zu „rich“ aussahen…
Zum Schluss vor lauter Fashion nicht vergessen: Die Notapotheke: ein Täschchen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, die man am Zielort nicht kaufen kann. Für Ohrenschmerzen, Entzündungen, Fieber, Durchfall. Gerade wenn man Kinder hat, ist das der allerallerwichtigste „Gepäck“ Tipp.
Auch sinnvoll: Kopien von Pässen, Kreditkarten, Hotel-Adressen, Autovermietungen sowie eine extra Lesebrille.
Hallo Annette,
ich verstehe, warum du Stoffkoffer bevorzugst, ist bei mir ganz ähnlich. In meinem Koffer muss auch immer alles an seinem Platz sein. Unordnung im Koffer ist schrecklich, das sorgt nur für lästige Knitterfalten…
Es gibt nur eines, das ich noch schlimmer finde, als den Koffer-Knitter-Look: Lidschatten-, Puder- und Makeup-Flecken. Ich fliege demnächst nach LA und habe mir nun ein Beauty Case bestellt, damit alles sicher an seinem Platz ist. Was hältst du von diesen Beauty Cases? (z. B. https://www.koffer-schweiz.ch/de/reisegepaeck/beauty-case/ ) Und hast du noch weitere Pack-Tipps für mich?
Danke dir schon mal! 🙂
Liebe Grüße!