…unverschämt und respektlos….dreist sogar….einfach mies…wie kommt DIE dazu MICH anzuschreien….das hab‘ ich doch garnicht nötig….
Gedankenfetzen morgens um 5, viel zu früh, es dämmert nicht mal richtig, aber im Kopf schwirren die Gedanken, verfolgen Dich und lassen Dich nicht mehr los. Probleme wälzen. Ach je, und den Klempner hast Du auch nicht angerufen und die Schul-Unterlagen ausgefüllt, gleich morgen….nachdem der Arzt Termin gemacht ist…sind die Berlin Flüge eigentlich bestätigt ….Gott, da brauche ich ja noch ein Cocktailkleid….dieses elende Kreuzweh…
Gepeinigt von schwarzen Gedanken stehe ich auf, stosse mir im Dunklen den Fuß am aufgeklappten Laptop an – wer hat den schon wieder SO stehen gelassen – Auaaaaaaa, hinein in die Küche, Scheiße, Glühbirne durch, und in dem Moment kullern mir die Tränen über die Wangen, weil ich der ärmste und einsamste Mensch der Welt bin. Also: ich bin nicht WIRKLICH einsam. Aber ich fühle mich so. Allein gelassen. Von allen und mit allem.
Ich bereite mir einen Lös-Kaffee zu, mit viel heißer Milch, eigentlich nur mit Milch und besonders viel Zucker, mein Guilty Pleasure, mein Lieblings „Frühstück“, lese BILD – auch nur schlechte Nachrichten – und warte bis meine schreckliche Laune, diese entsetzliche Weltuntergangsstimmung endlich aufhört.
Ich schniefe ein wenig, denke an den pochenden Backenzahn und über mein Leben nach, ein einziges Trauerspiel, selbst der FC Bayern hat verloren und der Kurz-Trip nach New York ist wegen einem neuen Auftrag in den Herbst geschoben…..Ibiza sind die Flüge zu teuer…. Sohn hat eh null Bock, was machen wir nur über den Feiertag, ALLE sind weg, nur ICH ARME ANNETTE….
…und in dem Moment wird mir klar, dass ich eine schlimme Heulboje bin, vor Selbstmitleid triefe und jetzt mal schlagartig mich am Riemen reiße und die Sache (mein Leben) positiv betrachte. Ich mache mir eine Liste mit 10 Dingen, die richtig klasse sind, die definitiv toll sind mich locker machen…
Mein Mantra….
1.Ich bin gesund. Ich bin gesund und habe deshalb 1000 Probleme. Probleme zu haben ist toll, weil ein Zeichen für Gesundheit. Denn wenn man krank, hat man keine Probleme. Sondern eine (1!) einzige Sorge: schnell gesund zu werden, alles andere ist wurscht.
2. Es ist Sommer. Die Vögel zwitschern, es ist abends lange hell und ich fahre mit dem Radl ins Büro. Frische Luft, Wärme, Energie, einatmen, ausatmen, Sommer ist die kostbarste Jahreszeit.
3. Ich habe eine Aufgabe. Mehrere sogar. Ich werde gebraucht. Zum Frühstück machen, Obstsalat schnipseln, mit dem Direktor um die Wackelvier diskutieren, um O2 anzurufen, ein neues Fahrradschloß zu kaufen, die Festivaltickets zu organisieren, die Strafzettel zu zahlen, das Auto durch den TÜV zu kutschieren….Ich denke künftig nicht mehr, puh, das sind ja alles unangenehme Aufgaben. Ich sage mir: super, alles Zeichen der Wertschätzung: Ich bin unersetzlich!
4. Ich komme raus. Ins Büro, an die Isar, nach Berlin oder zum Italiener um die Ecke. Es ist anregend. Und ein Privileg, wenn man nicht den ganzen Tag daheim sitzen muss und sich irgendwann nur noch langweilt
5. Ich liebe meinen Job. Meistens jedenfalls. Ich habe mein Hobby (schreiben) zum Beruf gemacht. Mein Schönstes: spätnachmittags alleine im Büro oder daheim am Computer sitzen und kreativ werden. Noch schöner: die Reaktionen darauf. Kommentare. Leserbriefe, Anrufe.
6. Ich mag meine Kollegen. Ich arbeite wirklich nur mit Menschen zusammen, die ich – aus ganz unterschiedlichen Gründen – schätze, bewundere oder achte. Mit denen man von Herzen lachen kann. Auch das ist so wichtig. Einmal am Tag lauthals lachen. (Und dem einen (!) Energiefresser aus meinem Umfeld mache ich jetzt mal eine Ansage!)
7. Ich trinke Lösi. Löskaffee. Und abends auch mal ein Glas Black Print, das ist mein Lieblingsrotwein. Ich trinke genau dann, wenn ich Lust darauf habe. Dann verschlinge ich auch ein oder zwei Duplo White oder eine Leberkässemmel, schlecke ein Magnum Mandel oder zische am Sonntag ein Weißbier am China Turm im Englischen Garten. Das nennt man wie? Lebensqualität. Ich denke nicht darüber nach, ob es gesund ist, zuviel Zucker, Alkohol oder sonst was hat. Gesund ist, was mich happy macht – stimmts?
8. Ich treibe Sport. Sport macht glücklich, es werden Serotonine ausgeschüttet….blablabla, bei MIR werden keine Glückshormone ausgeschüttet bzw. erst dann, wenn ich vom morgendlichen Dauerlauf ZURÜCK bin. Dann bin ich froh, dass ich mich überwunden habe. Ist nämlich garnicht so einfach, sich bei Wind und Wetter raus zu quälen. Dennoch ist Jogging (kann man durch Yoga/Schwimmen/Tennis ersetzen) gut für die Figur und für die Lunge. Mein Mantra bei Punkt Sport heißt also: nicht jammern wegen Anstrengung, sondern freuen, weil die Jeans gut sitzt!
9. Ich bin online. Und das ist super. Instagram ist mein Tor zur Welt und es steht jeden Tag offen. Ich trete hinaus, gehe virtuell in New York, Paris oder Mykonos spazieren. Kleine Auszeit. Seele baumeln lassen. Nicht mit anderen vergleichen. Einfach nur genießen. Und die E-Mail Flut, auch die ist ja eine Begleiterscheinung vom World Wide Web, ja, die nervt, aber nachdem ich mir ja positive Gedanken machen möchte, verschiebe ich diese Herausforderung auf irgendwann…
10. …..wobei Verschieben schei…. nichts ist stressiger, als unerledigte Aufgaben. Schubumkehr: ich schreibe eine Liste mit den Aufgaben für den heutigen Tag. Die wird konsequent abgearbeitet. Und wenn nicht, schon das schreiben der Liste hebt die Stimmung…und darum geht’s ja!
ach, ich liebe Annette WEBER – herrlich , herrlich, herrlich.
lg tanja
Punkt eins mache ich auch, wenn es mir gut geht. Ich denke immer mal wieder daran, wie wunderbar es ist, völlig schmerzfrei zu sein – ich denke da schon auch mal an Zahnschmerzen und Knieprobleme, die das Laufen schwer machen. Bewusst zu schätzen, was man hat, finde ich überhaupt einen sicheren Weg zum Glück und angenehmen Menschen.
Ich liebe unsere Glamometer Leser!!! Danke für die Kommentare
Artikel ausgedruckt – ab ins Portemonnaie – für kommende Anfälle von Selbstmitleid.
Wunderbar ……
Vielen vielen Dank!!!! Das freut uns natürlich SEHR!!!!