Dreifache Mutter, Hausfrau, Stewardess, ich habe viele Berufe – Modedesignerin gehörte bislang nicht dazu.
Alles fing damit an, dass ich auf meinen Langstreckenflügen nach Sao Paolo oder Hongkong immer auf meinen Style angesprochen wurde. Klar, das machen die in Amerika immer. Egal, wo man hin kommt, hagelt es erst mal ein Kompliment. Aber ich merkte irgendwie, dass es ernst gemeint war. Zumal ich auch immer etwas Günstiges anhatte, ich trage einen Mix aus teueren Designersachen und preiswerten Dingen etwa von Uterque oder auch mal Zara.
Also fing ich 2013, vor 5 Jahren, mit meinem Blog an. Die ganze Familie und auch unsere Freunde waren eingespannt. Einer mußte immer die Fotos machen, mit der IT helfen, es fing eigentlich als Hobby an. Ich gab Styling Tipps, hatte Ideen und berichtete von meinen Reiseerlebnissen. Ich nahm meine Kamera immer auf Reisen mit. Nach New York, Chicago…. Eigentlich an alle LH Destinationen….
Irgendwann kam Instagram dazu, meine Kinder meinten, das ist neu, das braucht man. Ich hatte Spaß am Zusammenstellen der Looks – aber überhaupt keine Idee, dass das mal kommerziell erfolgreich werden könnte.
Und wie es so ist: mein Profil kam an, es wuchs, es kamen Agenturen auf mich zu, wollten mich ausstatten und schicken Geschenke. Ich nahm immer nur das, was mir tatsächlich gefallen hat.
Doch dann kam ein Einbruch. Ich hatte plötzlich so ein komisches Gefühl. Das kann man nicht in Worte fassen. Aber ich weiß, dass viele Blogger dieses Gefühl kennen. Nicht gut genug zu sein. Nicht jung genug zu sein. Nicht innovativ genug zu sein. Ein paar Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis – und schon hat man kein Selbstvertrauen mehr. Es gibt soviel Neider! Es lag in der Luft, ich dachte: was Du machst ist Mist.
Dazu kam, dass es mit den Fotos zunehmend schwieriger wurde. Ich habe drei Kinder, die sind 23 und 21 Jahre alt, der Kleinste wird 16. Solange die Großen zuhause waren, haben die die Fotos gemacht. Aber natürlich verloren sie irgendwann die Lust und meinen, es nervt, dass wir immer nur mit Fotos beschäftig sind….
Cut. Ich schloss meinen Blog, ich schloss den Instagram Account.
Aber mir fehlte etwas. Und meinen Followern fehlte etwas! Die Reaktionen war so aufmunternd und gewaltig, dass ich wieder anfing. Bei Null.
Geld verdiente ich keines. Und mit Affiliate lief auch nichts.
So kam ich auf Röcke. Ich liebe Röcke. Ostern 2017 las ich einen Artikel im Suisse Magazin über eine Frau, die in Ghana Mode herstellt. Ich mochte die Prints gerne. Ich verschlang den Artikel und dachte: das ist es! Finde eine Fertigung in Fertigung in Deutschland, fang mit Röcken an.
Als erstes brauchte ich einen Schnitt. Mein Glück: meine Tante hat jahrelang für die Firma Boss in Italien gearbeitet und war gerade pensioniert worden. Die beiden ersten Röcke entwickelten wir bei ihr am Bodensee, wo sie mittlerweile wohnt. Sie fertigte mir die ersten Schnitte, aber mehr als das: sie ermutigte mich weiter zu machen, nicht auf zu geben.
Mein Mann kommt aus der IT und unterstützt mich total, das hat aber vielleicht auch ein kleines bißchen damit zu tun, dass er sehr beschäftigt ist und ganz froh darüber ist, dass ich nicht daheim sitze und mich langweile. Auch meine Kinder stehen voll dahinter und freuen sich mit mir. Die schauen immer auf Instagram, ob es klettert.
Wie fängt man als Modedesignerin an? Ich habe mich nach einer Fertigung durch gefragt und gegoogelt. Das Internet ist ein Segen und hilft immer weiter. Schließlich hatte ich verschiedene Adressen, die auch kleine Serien anfertigen und die habe ich alle ab geklappert. Das hat eine Zeitlang gedauert, ich hatte ja keinerlei Kontakte. Aber wie gesagt: Man kommt da schon durch.
Eigentlich habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. In den Showrooms, wo ich meine Stoffe kaufe und bei der Fertigung. Mittlerweile haben wir elf verschiedene Schnitte. Da ich nicht vom Fach bin, bin ich auf die Expertise meiner Partner angewiesen. Und gerade bei so kleinen Serien ist alles sehr aufwändig.
Stoffe beziehe ich aus Showrooms oder klappere Webereien ab, oft auf Reisen, zum Beispiel in Spanien, wo ich zur Schule ging. Jetzt im Juni sind wir wieder auf Mallorca, da kaufe ich auch oft ein.
Mein „Signature“ Stück ist der Wickelrock. Er ist sehr elegant und schmeichelt jeder Figur. Er sieht „angezogen“ aus. Wirklich schick. Besonders Frauen mit Hüften und Taille sehen hinreißend darin aus! Ich überlege auch, meine Röcke zum Herbst in zwei Längen anfertigen zu lassen. Für große und für kleinere Frauen.
Und ja, es gab auch Röcke, die sich nicht so gut verkauften. Der Kellerfaltenrock beispielsweise. Er ist super schön, aber steht eben nur schlanken Frauen….
Mein Bestseller ist der Rock mit dem ikonischen Limonendruck, den ich in der Schwabinger Boutique „Limoni“ auch zum ersten Mal präsentierte. Die Besitzerin des Shops, Katrin Tewes, hatte mich auf Instagram angeschrieben. So kam die Zusammenarbeit zustande.
Instagram ist ein wichtiges Verkaufstool für mich. Meine Röcke gibt es in meinem Online Shop www. tt Stories und ich mache Private Sales bei mir zuhause. Immer mit einem kleinen Event – das kommt gut an.
Große Stückzahlen? Produziere ich noch keine. Dafür habe ich aber die Freiheit, mit dem Liefertermin flexibel zu sein. Meinen Kundinnen ist egal, ob der Rock jetzt am 2. August oder am 10. August an kommt. Meine Kundin wartet gerne.
Mittlerweile ist aus meinem Hobby eine kleine Firma geworden, die sich finanziell trägt. Ich bin glücklich. Mein wichtigster Rat an alle, die es auch versuchen wollen: Durchhalten! Nicht abbringen lassen von der Idee. Offen sein. Nicht Entmutigen lassen. Nach jeder Talfahrt kommt auch wieder eine Bergfahrt!
Unten: Tanja Seidl mit ihrem Limonenrock
Tolle Erfolgsstory. Da beweist sich mal wieder, dass Mut belohnt wird.
Tanja macht ganz bezaubernde Röcke. Ich folge ihr schon eine zeitlang auf
Insta. Der Auftritt dort kommt sehr authentisch und sympatisch rüber.
Es ist mir immer eine Freude, wenn neue Fotos eingestellt sind.