Olga ist ein blöde Kuh. Sie ist meine Vorgesetzte, 4 Jahre jünger als ich und so derartig selbstverliebt, dass man es nicht aushalten kann. Olga weiß alles besser. Sie sieht auch besser aus als alle anderen, sie hat die bessere Figur, den besseren Geschmack, sie kennt auch immer die besseren Back-, Koch- und Cocktail-Rezepte, sie ist überhaupt DIE Überfliegerin und man wundert sich, dass sie überhaupt in einer Firma wie unserer arbeitet. Eigentlich sollte sie…welches ist die tollste Firma der Welt????….genau, da sollte sie eigentlich arbeiten, wenn es im Leben gerecht zu gehen würde.
Ach Olga…..
Olga kam zu ihrem Job, wie soll man das jetzt nett formulieren….also sie arbeitete in der Verwaltung und hatte ein Verhältnis mit dem Seniorchef. Wir sind ein mittelständischer Familienbetrieb, 130 Mitarbeiter, Olga war die Matratze vom Senior, und als unser Juniorchef kam, wollte er Olga nicht entlassen, weil sie halt immer noch irgendwie seinem Vater dienlich war, aber er wollte sie auch möglichst weit von sich weg platzieren. Und so wurde Olga zur „Chefin“ der Werbeabteilung.
Wir sind zu viert, zwei Männer, ich und eine Azubine. Meine Abteilung ist für Geschenke, Aufkleber, Luftballone und vor allem für die Werbeprospekte zuständig, die wir wöchentlich verschicken, die Themen kommen vom Marketing und Vertrieb, aber alles andere, Texte, Layout und Fotos machen wir selbst, bzw. wir organisieren alles. Das ist manchmal stressig, macht aber auch Spaß….denn wir haben, bzw. wir hatten super Abläufe…bis Olga kam.
Olga ist fachfremd. Das kann ja durchaus ein Vorteil sein, wenn jemand ohne Scheuklappen eine Abteilung übernimmt. Nur: Olga ist zu ihrer Inkompetenz auch noch strohdumm. Unintelligent. Und vergesslich. Und schiebt alle Fehler, die SIE macht, auf andere.
Am miesesten war die Sache mit den „falschen“ Texten. Bei unserem Oster-Flyer stimmen auf zwei Seiten die Texte nicht mit den Fotos überein. Das war echt schlimm. Früher hat unser Redakteur Max alles gelesen, dann hat Olga sich die „Schlußkorrektur“ unter den Nagel gerissen…. und dann hat sie es….. vergessen. Sie hat einfach nicht Korrektur gelesen! Es ist ihr durch gerutscht. Und dann hat sie es unserer Azubine in die Schuhe geschoben. Die bekam darauf hin eine Abmahnung und heult nur noch.
Mit Max war das Verhältnis von Anfang an besonders schwierig, weil er der unausgesprochene Chef der Abteilung war, er ist ist lockerer Typ, studierter Lehrer, und war natürlich vor den Kopf gestossen, als er plötzlich Textänderungen der Büro-Fachkraft Olga entgegen nehmen und umsetzen musste. Das waren von Anfang an doofe Machtspielchen. Olga war unsicher, das konnte sie aber nicht zugeben und so kaschierte sie die Unsicherheit unter dem Deckmantel der Arroganz. „Wer ist hier der Chef, Du oder ICH“ schrie sie ihn an, als Max eine „Korrektur“ rückgängig machen wollte. Verschlimmbessert hat sie Max Texte, ihre Rechtschreibfehler sind fast schon legendär. Nämlich mit „h“, Maschine mit „ie“…
Max ist jetzt seit Wochen krank geschrieben. Er hat sich seine Schulter operieren lassen und ging danach in Reha. Und wir müssen die Arbeit für ihn mit machen. Auch nicht gerade lustig, denn das bedeutet: Überstunden. Natürlich nicht für Olga. Die lässt ostentativ um 5 Uhr den Griffel fallen und sagt, sie geht jetzt zu….lacht verschwörerisch….und erzählt am nächsten Tag Geschichten vom Seniorchef. Ob es stimmt, dass sie ihn trifft, wissen wir natürlich nicht, aber es ist so eine unterschwellige Drohung dabei…wenn Du nicht parierst, petzte ich’s dem Senior und Du wirst entlassen!
Olga geht als erste und kommt als letzte. Eigentlich fangen wir um 9 Uhr an, aber Olga…geht erstmal zum Pilates in der Früh. Ihre Stunde beginnt um 8.30 Uhr und so kommt sie nie vor 10 ins Büro. Um dann erst mal ausführlich Kaffee zu trinken und uns mit ihren Heldinnen Geschichten zu langweilen und bei der Arbeit auf zu halten. Sie hat eine neue grüne Michael Kors Tasche, vom Senior, die müssen wir alle bewundern. Davor war es eine Uhr von Thomas Sabo, die er ihr geschenkt hat.
Bringe ich selbtgebackenen Kuchen, Cookies oder mal einen Salat mit, hält sie einen Vortrag wie ich das Rezept verbessern muss. Viel zu süss, nörgelt sie, oder, ach Du solltest mal meine Blueberry Muffins testen…aber sie bringt ja nie etwas mit. Dann bemängelt sie meinen Kleidungsstil. Sie sagt nicht DIREKT was schlechtes, aber man merkt es ja. So kleine aber permanente „Hinweise“ wie toll ihre neuen Jeans sitzen und welche T-Shirts sie wo kauft mit dem Zusatz: an DEINER Stelle würde ich auch mal meinen Stil ein bißchen jünger machen. Aber ich bin ich. Und ich will das nicht. Ich bin ja auch ein gutes Stück älter wie sie und auch nicht so schlank. Ich habe drei Kinder und einen Mann, der gerne abends bekocht wird und ich bekoche uns alle gerne und das sieht man auch. Na und?
Unser grafischer Gestalter, Andreas, genannt Andi, ist besonders schlimm dran. Nichts kann er ihr recht machen. Egal welches Foto er aussucht oder welche Farben er benutzt, sie will genau das Gegenteil davon. Dabei hat sie gar keinen guten Geschmack. Oder zumindest nicht meinen und auch nicht den von Andi. Es ist fast schon ein Running Gag, dass sie alles, was Andi anpackt, ablehnt – immer mit einem unverschämten Spruch. Das muss man sich vorstellen: Andi macht die Werbeartikel seit 15 Jahren und immer war es okay und nun..nur weil irgendwer die Tussi an die Chefposition gesetzt hat, IST sie ja noch keine Chefin. Nicht im Sinn von Führungsstärke, Kompetenz oder Motivation des Teams.
Das schlimme ist: Andi ist jetzt total durcheinander. Er zittert vor Olga. Vor ihren saudummen Sprüchen wie : naja, vielleicht liegt es auch an Deinem ALTER, Du verstehst den Trend nicht mehr….. Und keiner traut sich was zu sagen. Alle starren sie an und denken das gleiche: sie wird dem Senior einflüstern, dass er den Andi bald entlässt.
Am Anfang habe ich immer noch meine ehrliche Meinung gesagt, Verbesserungsvorschläge gemacht und ihre Fehler einfach ausgebessert. Das mache ich nicht mehr. Ich habe Angst um meinen Arbeitsplatz. Wir haben uns vor 5 Jahren ein Haus gekauft, ich muß Geld verdienen. Ich nicke alles ab, was Olga sagt, ich lobe ihren Stil und lache über ihre flachen Witze. Ich habe innerlich gekündigt. Unsere Prospekte haben nicht mehr die gleiche Verkaufswirkung wie früher. Das liegt vielleicht auch an Olgas schrecklichen Ideen. Aber ich sage NICHTS. Ihre Verantwortung. Doofe Kuh, ich lache sie an und schaue auf die Uhr, bald Feierabend, dann grillen wir bei uns im Garten und alles ist okay.