Beitragsfoto: Der Weg zum inneren Frieden…. Copyright: Talbot/Runhof
Glamometer: Frau Khalil, Sie haben Führungskräfte bei der Allianz gecoacht, Sie können uns bestimmt die 5 besten Tipps zur Selbst-Optimierung nennen….
Sandra Khalil: Ich bin kein Freund von „5 Tipps“, das ist mir zu Holzschnittartig. DAS Instrument gibt es nicht. Oft genügt eine kleine Stellschraube, um etwas Großes zu ändern. Dazu brauche ich nur eine Sache: Mut. Das ist der Anfang. Ich brauche den Mut, heraus zu finden, wo ich im Leben stehe, zu definieren, wo mein größter Schmerzpunkt liegt. Wo es am meisten weh tut. Oft denkt man, ich muss alles verändern, aber das ist gar nicht nötig. Ich brauche nicht einen neuen Job oder einen neuen Mann. Oft liegt der Schlüssel zur Zufriedenheit in einer winzigen Sache, die so unbefriedigend ist, dass sie auf die gesamte Befindlichkeit abstrahlt.
Glamometer: Der Klassiker. Mitte Dreißig, der Schwung der frühen Jugend bekommt erste Dämpfer…
Sandra Khalil: Es geht darum hin zu schauen. Was ist mir wirklich wichtig. Nur wenn ich das weiß, kann ich Dinge verändern. Einsichtsfähigkeit ist zentral. Man braucht einen Plan und den muss man umsetzen. Einfach machen. Bei vielen Coachings arbeite ich mit Leuten, die zwar genau wissen, was schief läuft und sogar Lösungen parat hätten. Aber oft passiert dann nichts. Der Coach kann Hilfestellungen geben, aber machen muss es der Mensch selbst.
Glamometer: Gibt es wenigstens kleine Quick Wins, die uns Frauen das Leben spontan verbessern?
Sandra Khalil: Ändern Sie etwas Äußerliches, das hilft schon. Vor einem Meeting einen roten Lippenstift auftragen, ein neues Outfit zulegen, in dem man sich unbesiegbar fühlt. Das bringt einem oft weiter.
Glamometer: Jetzt zu den schweren Fällen. Ich bin Anfang Vierzig, Hausfrau, zwei Kinder und mein Mann betrügt mich…
Sandra Khalil: Bei gravierenden Dingen brauche ich Hilfe von außen. Von einem professionellen Coach oder wenigstens von einer guten Freundin, die ehrliches Feedback gibt.
Glamometer: Was würden Sie einer Freundin mit Liebeskummer raten?
Sandra Khalil: Seine Spielchen nicht mitspielen. Nicht alles mit sich machen lassen. Bei sich bleiben. Selbstbestimmt die Entscheidung treffen, ob ich gehe oder bleibe. Ich kann sagen: ich mache das nicht mit. Ich gehe. Das muss man dann aber auch durchziehen. Oder ich sage zu meinem Mann: ich kann ein Stück weit verstehen, warum es passiert ist, ich habe bestimmt meinen Beitrag dazu geleistet. Aber ICH entscheide mich, dass WIR es nochmal probieren, aber unter anderen Spielregeln. Bloß nicht denken, wenn ich 10 Kilo abnehme, dann wird er mich schon wieder lieben. Nicht immer genügen wollen. Solche Gedanken nagen nur am Selbstbewusstsein und bringen gar nichts.
Glamometer: Was ist das häufigst genannte Problem bei Ihren Coachings?
Sandra Khalil: Stress. Viele Frauen haben das Gefühl, dass alle an ihnen zerren, dass sie selbst zu kurz kommen. Dazu gibt es eine super Übung. Erstellen Sie eine Tages- und eine Wochen-Liste, schreiben genau auf, wann Sie wieviel Zeit mit wem und für was verbringen. Also wieviel Zeit mit dem Mann, den Kindern, beim Fernsehen, Einkaufen, Sport usw. Dann notieren Sie, gefühlt, wer zerrt denn an mir. Die Oma, die besucht werden will, die Kinder, die zum Sport müssen, die Freunde, die man vier Wochen nicht gesehen hat und jeden Tag simsen. Alles aufschreiben. Was wollen die von mir und wie empfinde ich das. Dann guckt man sich die Listen in Ruhe an und überlegt: was will ICH mit meiner Zeit anfangen, es bleiben ja nur 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr. Das Leben ist endlich. Ich kann mich nicht treiben lassen. Das Unangenehmste muss ich aus meinem Leben streichen. Oder es ändern. Ich kann zur Oma sagen: Ich komme ab jetzt nur einmal im Monat, aber dafür einen ganzen Tag. Zum Mann sagen, Du, so wie es ist, funktioniert es nicht mehr, wir brauchen ein andere Aufteilung.
Glamometer: Sie sind ein Fan von 2 Jahres Plänen…
Sandra Khalil: Ich bin ein Fan vom aufschreiben. Wirklicher Tip: Schreiben Sie Ihre Probleme auf, das ist der erste Schritt zur Lösung!
Glamometer: Coachings erfreuen sich wachsender Beliebtheit. An was liegt das?
Sandra Khalil: In großen Unternehmen wird gerade sehr viel umstrukturiert. Die Führungskräfte, eigentlich alle Mitarbeiter, werden erst einmal alleine gelassen mit dem, was von oben kommt. Sie fühlen sich als Getriebene. Die Führung verändert sich krass. Anleiten zur Selbstverantwortung, mitdenken, nicht nur Aufgaben erfüllen, Dinge mal anders machen, das sind die neuen Themen. Mir tun die Leute manchmal leid. Die wenigsten haben das Standing, auch mal Stop zu sagen, oder sich schützend vor die Mitarbeiter zu stellen. Diese Leute suchen sich Hilfe von außen, die müssen ja auch klar kommen.
Glamometer: Es gibt wenig gute Vorbilder…
Sandra Khalil: Im Gegenteil. Heute funktioniert viel über Vorbilder. Von anderen Menschen lernen. Wie hat mein Vorbild seine Krisen gemeistert? Instagram ist beispielsweise ein tolles Tool, um Vorbilder zu suchen und zu finden.