Wir hörten die Nachrichten aus China, Corona, das war weit weg. Hier in Berlin? Ich bin aus einer Arztfamilie. Wir waren alarmiert, aber nicht beunruhigt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt weniger Angst als heute. Dass es uns treffen würde, so früh auch noch, damit hätten wir niemals gerechnet.
Am 6.März stand ein Aufruf in allen Tageszeitungen. Wer am Samstag, den 29.2. im Club „Trompete“ war, solle sich beim Gesundheitsamt melden. Corona Ausbruch.
Meine Schwester war dort gewesen. Sie hat in einen Geburtstag rein gefeiert. Nur ein Stündchen. Kurz gratuliert, keine Sache. Am Mittwoch bekam sie Fieber. Hohes Fieber, 40 Grad. Nichts half. Wir machten ihr Wadenwickel, legten Topflappen auf. Meine Schwester war richtig krank. Es war kein Schnupfen. Es war eine ernsthafte Krankheit. Man darf Corona nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Alle mussten sofort nachhause kommen und in häusliche Quarantäne. Das ordnet das Gesundheitsamt an. Das Gesundheitsamt hat sich sofort gemeldet, wir waren ja ein früher Fall. „Person X ist infiziert…“ so geht das Gespräch los, Du wirst über den Vorgang und alle Fakten informiert. Am Ende ergeht ein mündlicher „Bescheid“, dann kommt die schriftliche Verfügung.
Da ich nicht im dem Haushalt meiner Schwester wohne (sie bewohnt eine kleine Wohnung im Haus meiner Eltern) wurde ich erst am Montag angerufen. Mir war bewußt, dass ich in Quarantäne muss. Sie riefen also bei mir an, befragten mich über Kontakt und Symptome und setzten mich und meinen 9 monatiger Sohn unter Hausarrest. Meinen Mann und unseren 4 jährigen Sohn nicht. Die hatten keinen Kontakt mit meiner Schwester. Man wird übrigens nur getestet, wenn man Symptome entwickelt.
Was tun? Unser Leben hat sich von einer auf die andere Sekunde grundlegend verändert. Der gesunde Menschenverstand ist gefragt. Mein Mann ist sofort ins Homeoffice gewechselt. Er ist Manager bei einem Automobilkonzern, es war problemlos – und er ist auch ausgesprochen diszipliniert. Er geht jeden Morgen an seinen Schreibtisch, kommt Mittags zum Essen runter und setzt sich dann wieder an den Computer. Folgende Schritte kann ich empfehlen, wenn wir die Kette unterbrechen wollen: Online bestellen. Wir haben viel Online bestellt. Da mein Mann nicht unter Quarantäne stand, besorgte er die frischen Einkäufe. Auch für mein Eltern. Die waren ja auch unter Quarantäne. Er stellte die Tüten vor die Tür. Wir haben übrigens nicht gehamstert. Es ist nicht verkehrt, eine Packung Nudeln mehr zu haben, aber man braucht ja nicht 40 Dosen. Man muss auch nicht denken, dass man am gleichen Tag verhungert.
Durch die digitale Kommunikation geht vieles leichter heute. Wir haben täglich mit meiner Schwester und meiner Familie geskypt. Wir haben den Alltag organisiert. Aber ich weiß von Freunden, dass „Homeoffice“ und #stayathome auch schwierig werden kann. Es muss mit den Kollegen abgestimmt sein. Eltern teilen sich auf. Der eine von 8 bis 13 Uhr der andere von 14 bis 18 Uhr. Dafür an 7 Tagen die Woche.
Ich weiß natürlich, dass ich privilegiert bin. Ich bin erstens in Elternzeit und zweitens haben wir ein Haus mit Garten. Wir können raus in die Frische Luft. Mit einem Vierjährigen ist das die Rettung. Das Wetter ist ja gut, wir spielen stundenlang Fußball, wir backen. Streuselkuchen. Den kann man zusammen kneten. Oder, nicht lachen: Weihnachtsgebäck. Das geht gut mit Kindern, weil sie mit den Förmchen den Teig ausstechen können. Man wird kreativ. Ich gebe mein bestes.
Nachmittags gibts bei uns also immer Kaffee und Kuchen. Wir machen dann einen Vierer-Chat mit den Eltern. Was uns wirklich hilft, ist Facetime. Gemeinsam einsam. Wir haben dabei das Gefühl, wir würden unsere Kontakte sehen. Und ich bin jetzt natürlich auch lockerer in Sachen TV Verhalten. Mein Sohn darf mein Handy nutzen. Und auch vors Fernsehen, wenn er will.
Noch ein Tipp, gerade mit kleinen Kindern. Man muss eine Struktur ins Familienleben bringen, die möglichst nah an der Realität ist. Wir ziehen uns also morgens „richtig“ an. Wir hängen nicht ab. Für den Großen habe ich verscheiden Lernspiele organisiert. Wir simulieren Kita.
Ich denke an Leute, die tatsächlich einsam sein. Ich habe ja die Bude voll – auch noch 2 Katzen. Es ist die ganze Zeit was los. Und doch fällt mir langsam die Decke auf den Kopf. Natürlich würde ich gerne raus gehen. Als erstes einen langen Waldspaziergang machen. Oder meine Freundinnen auf einen Aperol Spritz treffen. Ich weiß jetzt wie schön mein Alltag ist!
Was mir hilft, wenn ich deprimiert werde, ist Mindsetting. Man muss den Zustand akzeptieren. Ich denke, dass die Quarantäne uns was gebracht hat als Familie. Quality Time ohne Stress ohne Verpflichtungen. Ich bin viel auf Social Media, das lenkt ab. Schaue mir Einrichtung Blogs an. Schöne Bilder. Schreibe mit Freundinnen. Wer hat welche Do it Yourself Tipps.
Wir machen das alles für den besten Grund der Welt, um unsere Gesellschaft zu schützen. Wir sind in der Verantwortung. Uns alle zu schützen. Jeder liebt doch seine Eltern.
Das ist mein Mindsetting. Ich rufe es auf, wenn ich traurig werde. Und ich kann wirklich nur alle aufrufen, es uns nach tun tun: Flatten the Curve! Je schneller wir das durchstehen, desto schneller springt auch die Wirtschaft wieder an. Wie gesagt: Corona ist kein Schnupfen. Es ist eine schlimme Krankheit. Ich wünsche allen gute Gesundheit!
P.S.: Wir alle haben bis heute keine Spymtome entwickelt. Daumen drücken!